Danko Jones – „Fire Music“

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Danko Jones
Album: „Fire Music“
VÖ: 06.02.2015
Label: Bad Taste Records
Vertrieb: Soulfood

Achtzehn Jahre. Zwölf Alben. Über dreißig transatlantische Märsche. Fünfzehn Top-40-Singles. 350.000 Podcast-Downloads, Tendenz steigend. Arena-Tourneen durch elf Länder mit Guns N’ Roses. Eine Videotrilogie mit Elijah Wood und Ralph Macchio in den Hauptrollen. Eine Dokumentation in Spielfilmlänge. Eine Oral-History-Biografie. Persönliche Einladungen von Lemmy, mit Motörhead unterwegs zu sein (zu Lande und zu Wasser, wie auf der „Motörboat Cruise“ 2014). Für die meisten Bands würde das zusammengenommen schon eine ordentliche Karriere ergeben. Für das Trio Danko Jones aus Toronto bedeutet es „Aufwärmen“.

Zum Vergleich, an einem ähnlichen Punkt in ihrer Karriere schalteten The Rolling Stones runter in den Champagner-Lounge-Disco auf Emotional Rescue, KISS schrieben Powerballaden mit Michael Bolton und Iggy Pop schaffte mit Synthie-überzogenen Covers von Golden Oldies aus den 1950ern den Sprung ins Mainstream-Radio. „Fire Music“ andererseits ist beladen mit einigen der aufrührerischsten, heftigsten und regelrecht zornigsten Songs, die Danko Jones je aufgenommen haben. Dies ist ein Album, das einen Sticker mit einer Warnung vor Gefahrengut haben sollte – ein explosiver Molotow-Rocktail, der droht, sogar das Vinyl, auf das er gepresst ist, zum Schmelzen zu bringen.

Die Musik von Danko Jones diente immer auch als eine Form der Therapie, ein physisches und emotionales Ventil für die Zeiten, wenn die Liebe nicht besonders nett ist. Aber „Fire Music“ ist das, was passiert, wenn die Therapie nichts nützt, wenn all die aufgestaute Verbitterung vor sich hin geschmort hat und sich als pure, gnadenlose gewalttätige Rock-n-Roll-Wut Luft macht. „You don’t listen to love anymore“, richtet Danko an die titelgebende „Wild Woman“ auf dem Openingtrack des Albums – deshalb, so schlussfolgert er, hört sie vielleicht auf Hass. „The Twisting Knife“, „Gonna Be a Fight“, „Body Bags“ – sie alle sind nicht einfach nur Ausdruck von Frustration, sie sind Kriegserklärungen: Salven, die verbrannte Erde hinterlassen, keine Gefangenen machen und die Überlebenden nicht verschonen, und eine Flut von Misfits-würdigen „WOAH-OH-OH“ und „HEY! HEY!“ Mitschrei-Hooks auslösen, die die Zerstörung mit einer beinahe sadistischen Schadenfreude bejubeln. (2003 veröffentlichten Danko Jones ein Album namens „We Sweat Blood“ – auf „Fire Music“ hören sie sich an, als würden sie das Zeug auch trinken.) Wenn Danko auf „Body Bags“ eine kleine Pause einlegt, um zu verkünden: „I do not forget / I do not forgive“, fühlt es sich an, als hätte man einen Punkt überschritten, an dem es kein Zurück mehr gibt; dass, welchen Glauben auch immer er je an Liebe und Romantik gehabt haben mag, sich in den dunkelsten Tiefen seiner schwarzen Seele zersetzt hat.

Kein Zweifel, die Verpflichtung des neuen Drummers Rich Knox – früher bei den southern-fried Rockern „Flash Lightning“ aus Toronto – hat zu einem Adrenalinschub bei den beiden Bandgründern Danko und John ‚JC’ Calabrese geführt; seine tobenden Rhythmen treiben das erfahrene Duo zu neuen Extremen der Intensität. Während allerdings der erste Teil von „Fire Music“ einen ‚in Schutt und Asche legen’-Ansatz verfolgt, kommt der zweite Akt mit weniger Blitzkrieg und mehr Bop daher – schließlich ist deine Welt sowieso zur Hölle gefahren, was kann man da besseres tun als Lachen?

Und so taucht das einschmeichelnde Mango Kid von früher in „Do You Wanna Rock“ wieder auf und fragt: „Are you ready for the greatest feeling? Are you ready for the time of your life?“ – was der aufreizende Kuhglocken-Boogie dann auch pflichtbewusst abliefert wie angegeben. Das unmissverständliche „Getting Into Drugs“ macht unterdessen noch mal einen Hüftschwung an derselben Nachtclub-Theke wie die Lapdance-Hymne „Legs“ von 2012 und bedankt sich unterwegs bei den Stones und dem Wu-Tang Clan. „Watch You Slide“ ist ein hochgedrehter Blues-Punk-Shuffle, der an die Mitte der Neunziger erinnert, als Danko auf Jungfernsause durch die Indie-Szene von Toronto war (eine Zeit, die auch auf der 2014er Compilation mit frühen Demos „Garage Rock!: A Collection of Lost Songs From 1996-1998“ verewigt wurde).

Und in der grandiosen Tradition von Danko Jones aus steil gehen, abgefeiert werden und Wände zum Einsturz bringen (siehe: „Love Is Unkind“ von „My Love Is Bold“, „I Wanna Break Up With You“ von „Below the Belt“ oder „I Believed in God“ von „Rock and Roll Is Black and Blue“) ist da „She Ain’t Coming Home“, in dem sich all die Wut und Reue, die auf „Fire Music“ vor sich hingeköchelt hat, in einem randalierenden Roadhouse-Metal-Galopp mit anschwellendem, untergehaktem Massenchorus manifestiert, den das Publikum todsicher noch lange nachdem das Saallicht wieder angeschaltet wurde und der Sicherheitsdienst es aus dem Venue eskortiert hat, singen wird.

Mit „Fire Music“ bekommt man ein Album, das an beiden Enden brennt und Danko Jones in ihrer energiegeladensten und vielseitigsten Form zeigt; wie eine „Greatest Hits“-Retrospektive aus ganz neuem Material; Knaller aus der Vergangenheit, die die Bahn für die Zukunft freimachen. „I got a date with dynamite“, sang Danko 1996 um sich vorzustellen, „if you got the guts, well, light my match.“ Das Angebot steht noch – achtzehn Jahre später auf „Fire Music“.

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