Raúl Paz

Raúl Paz ist das Leben. Der kubanische Sänger und Songwriter verharrt nicht wie seine Landsleute vom Buena Vista Social Club in der Vergangenheit, sondern er ist die Stimme der kubanischen Jugend.

 

Freilich, es gibt neben den gefühlten 80 Jahren Altersdifferenz einen entscheidenden Unterschied zwischen Raúl Paz und den Altvorderen aus dem nostalgietriefenden Wenders-Epos. Raúl Paz hat nicht in Kuba ausgeharrt, bis er künstlerisch austrocknete und ihm nur noch das Meckern, Träumen und Erinnern blieb. Er bündelte seine Kräfte, siedelte 1996 nach Paris über und kam gerade zur rechten Zeit in der französischen Hauptstadt an, um den frankokubanischen Boom um die Jahrtausendwende entscheidend zu prägen. Seither findet er vor Lebensfreude strotzende Mischungen zwischen Latin und Pop, die sich jenseits aller Latinpop-Konventionen ihr Publikum erobern. Gerade wer mit Salsa, Rumba und Son sonst weniger viel am Hut hat, kann in „Havanization“ eine interurbane Lebendigkeit entdecken, die man in kubanischer Musik sonst selten findet. Raul Paz trägt in die Rhythmen seiner Heimatstadt das Wissen um HipHop, Chanson und Britpop hinein. Auch wenn er ausschließlich Spanisch singt, scheint er doch eine international verständliche Sprache zu beherrschen, die man in London, Berlin und Paris genauso versteht wie in Havanna und Madrid.

 

Havanization“ ist das wirksame Gegengift zu jeder Form von Vereinnahmung und Fremdsteuerung; Raúl Paz hat auf diesem Album einen überzeugenden Weg gefunden, seine Erfahrungen aus Frankreich und den USA nach Kuba zu tragen. Seine Musik braucht keinen Überbau. Sie kann einfach als das genommen werden, was sie ist: eine überaus fröhliche, kraftvolle, bunte Mischung von Songs, die mit allen nur denkbaren Zutaten angereichert ist, unmittelbar vom Ohr in Beine, Bauch und Blut übergeht und auch beim hundertsten Hören noch voller Überraschungen steckt. Sie ist ebenso partytauglich wie anspruchsvoll. „Havanization“ ist aber auch die kulturelle Zustandsbeschreibung eines Landes in Transformation aus der Perspektive eines sensiblen Beobachters und kühnen Zukunftsarchitekten.

 

 

–> www.raulpaz.net

 


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