Funeral For A Friend

Album: „Memory And Humanity“
VÖ: 17. Oktober 2008

Auf dem Familienfoto des Rock-Clans wäre Funeral For A Friend ein Platz ganz vorne in der ersten Reihe sicher. Sie würden klein wirken im Vergleich zu den würdigen Alten wie Iron Maiden, hätten aber das ganze Wohlwollen ihrer Ahnen im Rücken. Selbstsicher würden sie ins Objektiv der Zeitgeschichte blicken und genauso kompromisslos sein wie ihre Vorfahren damals zu ihrer Zeit. Ja, ihre Frisuren wären anders als die von Steve Harris und Paul Di’Anno. Ganz anders. Doch in wesentlichen Punkten wären sie sich einig: setz‘ deinen eigenen Kopf durch, wenn du in diesem Geschäft bestehen willst.

Stetiges Wachstum sowie Ehrlichkeit sich selbst und anderen gegenüber sind die Voraussetzungen für Bands, die länger als eine Saison relevant bleibt wollen. Dass Dickköpfigkeit und Prinzipientreue sich auszahlen ist Gesetz in der Welt des Rock. Für Funeral For A Friend sind diese Grundsätze weit mehr als Slogans. Seit ihren Anfangstagen in den Kleinstädten von Wales geht es dem Quintett um eine musikalische und ideelle Abgrenzung, die zwar nicht immer populär, aber authentisch ist.

Eine kreative Umgebung, die dazu nicht passt, wird passend gemacht: „Unser altes Label Atlantic kritisierte die Funeral-Lyrics auf ‚Tales Don’t Tell Themselves‘ als ‘zu intelligent'“, erzählt Sänger Matthew Davies. „Diese Denkweise macht mir Sorgen, denn sie unterstellt, dass die Leute da draußen allesamt dumm sind. Spätestens nach dieser Aussage war uns klar, dass wir unsere Belange selbst in die Hand nehmen müssen.“ Gesagt, getan. Dem Major-Label kehrten Funeral For A Friend nach diesem Einblick in die Psyche der Musikindustriellen den Rücken.

Mit einem eigenen Label ist der Weg nun frei für maximale Kreativität unter minimalen Beschränkungen. Und mehr als das: „Meine Texte sollen im besten Fall unterhalten und eine Botschaft transportieren. Ich bin mir das selbst schuldig, denn eine Welt mit immer weniger echter Kommunikation finde ich nicht gerade lebenswert. Natürlich bin ich nicht in der Lage, auf alles eine Antwort zu finden. Aber wenn jemand beginnt, sich die richtigen Fragen zu stellen, habe ich mein Ziel schon erreicht.“ Nichts und niemandem soll es laut Matt zukünftig gelingen, die Inspiration der Waliser zu verwässern – wer Selbstbestimmtheit predigt, sollte sie schließlich vorleben.

Mit dem Release ihres vierten Albums „Memory And Humanity“ pfeifen Funeral For A Friend sogar auf die positiven Erwartungen, die man ihnen entgegenbringt. Der Major-Vergangenheit zeigt man mit einem deutlich kantigeren Sound die lange Nase, den Matt vor allem auf die Verwandtschaft mit dem ebenfalls härteren „Hours“-Album von 2005 zurückführt.

„Memory And Humanity“ erscheint zu einer denkwürdigen Phase in der Bandkarriere. Es erscheint auf den Tag genau fünf Jahre nach dem Release des Debüts „Casually Dressed And Deep In Conversation“ und betont, welche Erfolge Funeral For A Friend in dieser relativ kurzen Zeitspanne verbuchen konnten: alle bisherigen Alben erreichten Goldstatus, Tourneen mit lebenden Legenden wie Iron Maiden, My Chemical Romance und Linkin Park hievten die Band dreimal mit Top 20-Singles in die Charts. Und über allem thront ein ‘Best British Newcomer Award‘ des Kerrang! Magazins.

Die Musikpresse scheitert regelmäßig bei dem Versuch, den Bandsound diesseits oder jenseits von Emo, Hardcore, Metal, Punkrock oder Pop zu verorten. Wenn Funeral For A Friend dies lachend mit dem Begriff ‚Whatever-Core‘ kommentieren, ist die Sache meistens schnell vom Tisch.

Über die noch frische Zusammenarbeit mit Roadrunner Records schmunzelt Matt: „Heavy Metal ist wie ein Onkel für uns. Metal ist nur ein Einfluss von vielen und wir wollen weder auf diesen noch auf andere Sounds reduziert werden. Über die Anerkennung von Metal-Fans freue ich mich aber trotzdem sehr, denn das Gespür für echte Musik ist hier niemals verloren gegangen. Neulich erzählte mir ein Metal-Fan, dass Funeral For A Friend für ihn einen Sound interessant machen, den Durchschnittsmetaller gewöhnlich ignorieren. So ein Satz von einem eher konservativen Musikfan hat mich ungemein stolz gemacht.“

Letztlich zeigt auch diese Begegnung, worum es Funeral For A Friend mit „Memory And Humanity“ geht – den Dialog um jeden Preis und ein Leben, das jeden Tag ein klein wenig anders ist als gestern.

 

Line-up:
Vocals – Matt Davies
Guitar – Kris Roberts
Guitar – Darren Smith
Bass – Gavin Burrough
Drums – Ryan Richards

 

Weitere Infos unter www.ffaf.co.uk und www.myspace.com/funeralforafriend


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